Der Wiener Walzer: ein österreichischer Welterfolg

Beim Wiener Walzer handelt es sich um eine Variation des klassischen Walzers, welche in Österreich entwickelt wurde. Erstmals verwendet wurde der Begriff Wiener Walzer in Wien anno 1807. Europaweit bekannt wurde der Wiener Walzer vor allem durch die Stücke von Johann Strauß, dessen Sohn, Josef Lanner und Pjotr Iljitsch Tschaikowski. Heute gilt der Wiener Walzer als Gesellschaftstanz, der bei hochkarätigen gesellschaftlichen Ereignissen eine tragende Rolle spielt sowie als schnellster Tanz im Wetttanzprogramm.

Schneller Tanz im Takt

Mit knappen 60 Takten je Minute gilt der Wiener Walzer als schnellster Standardtanz. Darüber hinaus ist die Technik äußerst anspruchsvoll. Weil der Wiener Walzer mit hoher Geschwindigkeit getanzt wird und dieser Tanz zahlreiche Drehbewegungen beinhaltet, benötigen die Tänzer zudem eine gute Kondition. Wie es für Gesellschaftstänze üblich ist, wird auch der Wiener Walzer in einer engen Tanzhaltung und gegen den Uhrzeigersinn getanzt.

Die schnellen Schritte machen es für Anfänger schwierig, den Wiener Walzer zu erlernen. Sie sollten deshalb sowohl Wiegeschritt als auch Walzerschritt zu Beginn mit einer Rechtsdrehung tanzen. Erst wenn die Tänzer eine gute Technik und eine gewisse Routine entwickelt haben, können sie die Walzerschritte auch mit einer Linksdrehung - gegebenenfalls auch mit Einkreuzen - umsetzen. Weil es sich beim Wiener Walzer um einen äußerst anspruchsvollen Tanz handelt, empfiehlt es sich für Anfänger, einen Tanzkurs zu besuchen oder alternativ Privatunterricht bei einem Tanzlehrer zu nehmen.

Wiener Walzer - Der schnelle Tanz im 3/4 Takt

So wird der Wiener Walzer getanzt

Charakteristisch für den Wiener Walzer ist, dass er im 3/4-Takt getanzt wird. Der zwei Takte umfassende Grundschritt umfasst sechs Schritte. Die Tanzpartner bewegen sich dabei kreisförmig und schnell im Saal. Beim vorwärts bewegenden Teil - dem aktiven Teil - wird eine wesentlich geringere Strecke zurückgelegt, als beim rückwärtigen - dem passiven - Teil. Mit beiden Teilen wechseln sich Dame und Herr ständig ab. Im Gegensatz zum langsamen Walzer wird beim Wiener Walzer der Fuß kaum gehoben. Stattdessen werden Körper und Beine entsprechend gestreckt, wobei die Knie flexibel bleiben.

Gibt es unterschiedliche Stile des Wiener Walzers?

Weltweit haben sich bislang zwei Stile des Wiener Walzers etabliert. Dabei handelt es sich um den Internationalen sowie den Amerikanischen Stil. Nach diesem Stil wird hauptsächlich in den USA getanzt. Bei Turnieren wird weltweit nahezu ausschließlich der Internationale Wiener Walzer getanzt. Bei Schau- und Formationsdarbietungen hingegen wird auch in Deutschland gern der Amerikanische Wiener Walzer getanzt. Der Grund: Dieser besitzt ein wesentlich breiteres Spektrum an Tanzfiguren als der Amerikanische Wiener Walzer.

Ursprünglich wurde die Tanztechnik des Wiener Walzers aus der Ballett-Technik übernommen, die jedoch im Lauf der Jahrzehnte stark abgewandelt wurde. Bei Turnieren sind übrigens lediglich folgende Tanzfiguren zugelassen: die Rechtsdrehung, die Linksdrehung, der geschlossene Wechsel, das sogenannte Rechts- und Linksfleckerl sowie der Contra Check. Weit verbreitet sind außerdem die Figuren Linker Wischer sowie Pivot Turns. Bei Turnieren sind diese beiden Figuren jedoch nur dann erlaubt, wenn keine Figurenbeschränkung festgelegt wurde. Im Amerikanischen Stil sind des weiteren diverse offene Figuren erlaubt.

Wissenswertes zur Tanzart

Vor allem in den besseren Kreisen war der Wiener Walzer ursprünglich verpönt. Denn weil sich die Paare innig berührten, galt dieser Tanz zunächst als unzüchtig. Richtig populär wurde der Wiener Walzer in den Jahren 1814 und 1815, als in der österreichischen Hauptstadt der Wiener Kongress zur Neuordnung Europas nach den Napoleonischen Kriegen stattfand.

In der Wiener Operette nahm der Wiener Walzer, der ursprünglich äußerst schnell getanzt wurde, eine tragende Rolle ein. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte sich der Tanz zu seiner heutigen, eher schwebenden Form. Zu einem Turniertanz wurde der Wiener Walzer erst 1932.


Musik vom Walzerkönig

Grundsätzlich basiert der Wiener Walzer auf einem 3/4-Takt mit einem Grundschritt aus sechs Schritten, der sich über zwei Takte erstreckt. Als Alternative lässt sich der Wiener Walzer aber auch auf einen 6/8-Takt tanzen. In diesem Fall wird der Grundschritt in einem Takt durchgeführt. Während auf Turnieren und Bällen der Wiener Walzer ausschließlich zu klassischer Musik getanzt wird, gibt es beispielsweise für Hochzeiten durchaus auch moderne Stücke mit dem geeigneten Rhythmus. Dazu gehören beispielsweise Dean Martins "Thats´s Amore", Seals "Kiss from A Rose" oder "Look Through My Eyes" von Phil Collins.

Das sind die klassischen Stücke für den Wiener Walzer

Als Absolute Klassiker gelten der "Kaiserwalzer" und "An der schönen blauen Donau" von Johann Strauß, "Waltz 2" von Dmitri Shostakovich und Peter Tschaikowskys "Blumenwalzer". Die meisten klassischen Stücke haben allerdings ein nicht tanzbares Intro, weshalb dieses bei Veranstaltungen meist nicht mitgespielt wird. Der tanzbare Teil der Walzerstücke beginnt nämlich erst nach bis zu zwei Minuten.

In der Stadt Wien gibt es zahlreiche Möglichkeiten in diversen Konzerten den Wiener Walzer von Strauss hautnah zu erleben und zu hören. Mittlerweile gibt sogar Tickets für Konzerte, die mit einem Dinner beginnen, quasi Gaumenfreuden mit perfekten Hörgenuß.

Johann Strauss - Der Donauwalzer-Komponist

Die bekanntesten Walzerkomponisten

Johann Strauß (Sohn) - der "Walzerkönig"

Johann Strauß (Sohn), der ebenso wie sein Vater - der Komponist des Radetzky-Marsches - als Komponist und Kapellmeister arbeitete, gilt als unbestrittener "Walzerkönig", der so manchen Klassiker für den Wiener Walzer komponiert hat. Er komponierte beispielsweise Spätherbst 1866 und im Winter 1866/1867 den berühmten Walzer "An der schönen blauen Donau", auch als der Donauwalzer bekannt, der als inoffizielle Bundeshymne Österreichs gilt. Das geht auf den 9. April 1945 zurück, als bei der Proklamation der österreichischen Unabhängigkeit mangels Nationalhymne der Donauwalzer gespielt wurde.

Seine musikalische Karriere startete, als Josef Strauß (Vater) die Familie verlassen hatte und diese nun als ältester Sohn versorgen musste. Er begann ab 1844 also Konzerte zu geben und bereits das erste wurde zu einem grandiosen Erfolg. Zum "k.k. Hofball-Musikdirektor" wurde er 1863 ernannt und leitete bis 1871 die Hofbälle. Die Tatsache, dass er in diesen Jahren ausschließlich Tanzmusik komponierte, begründete seinen Ruf als "Walzerkönig".

Johann Strauß (Vater)

Vielfältiger als das Schaffen seines Sohnes war das Werk von Johann Strauß (Vater). Dieser komponierte zwar ebenfalls überwiegend Walzer - insgesamt 152 an der Zahl - darüber hinaus aber auch 18 Märsche wie den bekannten Radetzky-Marsch, 32 Quadrillen sowie 13 Polkas.

Joseph Lanner

Der Violinist und Komponist gilt zusammen mit Johann Strauss (Vater) als Begründer der Tradition des Wiener Walzers. Insgesamt hat Joseph Lanner Zeit seines Lebens 18 Walzer komponiert. Nachdem er zunächst ein Orchester geleitet hatte, wurde er 1829 zum Musikdirektor der Redoute an der Wiener Hofburg ernannt. Wenig später übernahm er zudem die Leitung der Wiener Regimentskapelle. Insgesamt gilt Langner als äußerst produktiver Komponist, der Hunderte von Werken hinterlassen hat. Neben Walzern handelt es sich dabei vor allem um Galoppe, Potpourris, Ländler, Märsche und andere Tänze.

Pjotr Iljitsch Tschaikowski

Der russische Komponist zählt zu den herausragenden Musikern des 19. Jahrhunderts, der insbesondere zahlreiche Werke der Romantik geschaffen hat. Neben Walzer hat er zahlreiche Bühnen-, Klavier- Orchester-, Vokal und Vokalinstrumentale Werke sowie Kammermusik komponiert.


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Die Veranstaltungen

Traditionell spielt der Wiener Walzer bis heute in der österreichischen Hauptstadt eine überragende Rolle. So ist der Wiener Walzer etwa der Tanz mit dem beim Hofburg Silvesterball vor dem prächtigen Ambiente ins neue Jahr hinein getanzt wird.

Ein Höhepunkt: die Wiener Ballsaison

In Wien werden alljährlich mehr als 250 Bälle abgehalten. Bei den meisten dieser Veranstaltungen stellt der Wiener Walzer naturgemäß den Höhepunkt des Abends dar. Ein besonderes Highlight stellt jedoch die Wiener Ballsaison für die Tänzer dar, die traditionell während der Faschingszeit zwischen dem 11. November und Faschingsdienstag stattfindet. Die großen und traditionsreichen Bälle wie etwa der Kaiserball in der Hofburg, finden jedoch erst ab dem Silvesterabend statt, nachdem mit dem Wiener Walzer das Neue Jahr begrüßt wurde.

Walzer und Ball als immaterielles kulturelles Erbe?

Seit 2010 gilt der Wiener Ball als immaterielles Kulturerbe in Österreich. Der Grund: Bis heute wird beim Ablauf ein gewisses Protokoll eingehalten, das bis in die Kaiserzeit zurückreicht. Dazu gehören neben bestimmten Kleidervorschriften auch die Eröffnung, die Mitternachtseinlage sowie der Ballausklang ebenso wie Damenspenden. Diese Tradition hat sich nicht nur in Österreich erhalten, sondern auch den Stil anderer Bälle in Europa maßgeblich geprägt.

Wiener Hofburg - Der Ort vieler Wiener Bälle

Das sind die wichtigsten Bälle in der Wiener Ballsaison

Die Ballsaison erreicht am Silvesterabend ihren Höhepunkt. An diesem Tag findet nämlich der Hofburg Silvesterball, ein eher touristisch orientierter Ball inklusive Galadiner statt. Bis 2011 war diese Veranstaltung, die seit 1970 stattfindet, auch als Kaiserball bekannt. Besucht wird diese Veranstaltung alljährlich von nahezu 2.500 Gästen, die aus 60 Nationen stammen. Diese feiern im historischen Festsaal, im Zeremoniensaal sowie in weiteren repräsentativen Räumen der Hofburg. Entstanden ist die Idee zu diesem Ball aus den Traditionen des Balls bei Hof und des Hofballs, die während der Regentschaft des Kaisers Franz Joseph I. im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts ausgerichtet wurden.

Weitere wichtige Bälle sind der Ball der Wirtschaftsuniversität, der Ball der Offiziere, der Ball der Pharmacie und der Zuckerbäckerball, die im Januar ebenfalls in der Hofburg abgehalten werden. Im Wiener Rathaus finden hingegen im Januar der Ball der Wissenschaften sowie der Blumenball statt. Im Haus des Wiener Musikvereins - einem traditionsreichen Konzerthaus - finden der Philharmonikerball und der Techniker Cercle statt. Auch während des Februars ist der Wiener Ballkalender prall gefüllt, etwa mit dem Jägerball oder dem Wiener Ärzteball, die in der Hofburg stattfinden. Zahlreiche dieser Bälle haben eine Tradition, die bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts zurückreicht.

Der gesellschaftliche Höhepunkt: der Wiener Opernball

Der Wiener Opernball gilt als der unbestrittene Höhepunkt der Ballsaison in Wien. Traditionell findet dieser am letzten Donnerstag vor Aschermittwoch statt. Hier treffen sich alljährlich etwa 5.000 Politiker, Kulturschaffende und Unternehmer aus Österreich aus dem Ausland. Damit gilt der Wiener Opernball auch als ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Stadt.

Zugleich handelt es sich um einen der traditionsreichsten Bälle, dessen Wurzeln in der Zeit des Wiener Kongresses liegen. An der Eröffnung des Opernballes beteiligen sich alljährlich rund 180 Tanzpaare des Jungdamen- und Herrenkommitees. Der Donauwalzer zählt übrigens traditionell zu einem der letzten drei Stücke, die vom Opernballorchester gespielt werden.